Kreative KI-Visualisierung: Person mit VR-Brille umgeben von kosmischen Wolken als Symbol für die kreative Kraft generativer KI in der Werbung

Visuelle KI in der Werbung: 19% mehr Klicks durch GenAI-generierte Anzeigen

Wissenschaftliche Studie enthüllt, wann Visual GenAI überlegen ist und wann nicht

Eine bahnbrechende Studie von Forschern der NYU Stern und Emory University zeigt erstmals empirisch: Vollständig KI-generierte Werbeanzeigen übertreffen menschlich erstellte Kreationen deutlich. Doch die Ergebnisse offenbaren auch überraschende Einschränkungen und ein kritisches Dilemma bei der KI-Offenlegung, das für deutsche Unternehmen unter dem EU AI Act besonders relevant ist.

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick

Die Studie "The Impact of Visual Generative AI on Advertising Effectiveness" von Lee, Todri, Adamopoulos und Ghose (2025) untersuchte drei Ansätze: menschlich erstellte Anzeigen, KI-modifizierte Anzeigen und vollständig KI-generierte Anzeigen. Die Ergebnisse haben weitreichende Implikationen für deine Marketingstrategie.

+19%
CTR-Steigerung durch KI-generierte Anzeigen
-31,5%
CTR-Rückgang bei AI-Disclosure
0%
Verbesserung durch KI-Modifikation
90%
der Marketer nutzen bereits GenAI
"Visual genAI delivers greater value when used for holistic ad creation rather than for modification, where creative constraints may limit its effectiveness."

Forschungsdesign: So wurde die Studie durchgeführt

Die Forscher kombinierten Laborexperimente mit einer umfangreichen Feldstudie auf Google Ads, um sowohl die psychologischen Mechanismen als auch die reale Marktperformance zu untersuchen. Die Daten stammen von einem internationalen Beauty-Retailer mit echten Kampagnendaten.

Methodischer Ansatz

  • Laborexperiment: 685 Teilnehmer an zwei US-Universitäten bewerteten Kaufabsicht und Anzeigeneffektivität
  • Feldstudie: 4 Monate auf Google Display Network mit 105.999 Impressions und 4.026 Klicks
  • Drei Anzeigentypen: Menschlich erstellt, KI-modifiziert (5 Varianten), KI-generiert (4 Varianten)
  • Visual GenAI Tools: Stable Diffusion, Midjourney und DALL-E im Vergleich

Erkenntnis 1: Neuerstellung schlägt Modifikation

Das überraschendste Ergebnis der Studie: KI-modifizierte Anzeigen bringen keine Verbesserung gegenüber menschlich erstellten Anzeigen. Im Gegenteil, sie schneiden sogar schlechter ab. Erst wenn die KI vollständig neue Anzeigen von Grund auf erstellt, zeigt sich ihre Überlegenheit.

-0,47
Kaufabsicht bei KI-Modifikation (7er-Skala)
+0,38
Kaufabsicht bei KI-Erstellung (7er-Skala)
+0,18
Zusätzlicher Effekt bei KI-Verpackungsdesign

Der Grund liegt im Konzept der Output-Constraints : Bei Modifikationen muss die KI innerhalb vorgegebener visueller Grenzen arbeiten. Diese Einschränkungen limitieren ihre kreative Kapazität. Bei vollständiger Neuerstellung kann die KI ihr generatives Potenzial voll ausschöpfen.

"GenAI-modified ads show no significant improvement over human-created benchmarks. These results reveal an asymmetry: visual genAI delivers greater value when used for holistic ad creation."

Erkenntnis 2: Warum KI-generierte Anzeigen besser funktionieren

Die Forscher identifizierten drei Hauptmechanismen, die die Überlegenheit von KI-generierten Anzeigen erklären. Diese Erkenntnisse helfen dir zu verstehen, wie du Visual GenAI optimal einsetzen kannst.

Emotionale Bindung

KI-generierte Anzeigen erzeugen signifikant stärkere emotionale Reaktionen (β = 0,23). Sie schaffen kohärente visuelle Kompositionen, die Betrachter emotional ansprechen und sowohl informative als auch persuasive Wirkung verstärken.

Visuelle Verarbeitungsflüssigkeit

KI-generierte Anzeigen erreichen höhere ästhetische Qualität (β = 0,13) und ausgewogenere Produkt-Hintergrund-Verhältnisse. Dies reduziert die kognitive Belastung und erleichtert die Informationsverarbeitung.

Ökologische Validität

KI-modifizierte Anzeigen verlieren an ökologischer Validität (β = -0,52), wirken also weniger authentisch. KI-generierte Anzeigen vermeiden dieses Problem, da sie als kohärente Einheit entstehen.

Interessanterweise zeigen beide KI-Ansätze ähnlich hohe Werte bei der wahrgenommenen Neuartigkeit . Der Unterschied liegt also nicht in der Originalität, sondern in der Angemessenheit der kreativen Umsetzung.

Erkenntnis 3: Das AI-Disclosure-Dilemma

Die vielleicht brisanteste Erkenntnis für deutsche Unternehmen: Die Offenlegung von KI-Nutzung reduziert die Werbeeffektivität drastisch. Dies steht in direktem Konflikt mit den Transparenzanforderungen des EU AI Acts.

-31,5%
CTR-Rückgang bei AI-Disclosure in der Feldstudie
2,56%
CTR nach Disclosure (vs. 3,73% Baseline)
-5,2
Effektivitätsrückgang im Laborexperiment (100er-Skala)

Regulatorischer Kontext

  • EU AI Act (Artikel 50): Verpflichtet zur Offenlegung von KI-generierten oder -manipulierten Inhalten
  • US Executive Order: Fordert effektive Kennzeichnungs- und Herkunftsmechanismen für KI-Inhalte
  • Trade-off: Compliance vs. Performance erfordert strategische Abwägung
  • Empfehlung: Flexible Disclosure-Strategien entwickeln, die Transparenz und Effektivität balancieren

🇩🇪 Bedeutung für den deutschen Markt

Für deutsche Unternehmen ergeben sich aus dieser Studie besondere Herausforderungen und Chancen. Der EU AI Act, die DSGVO und die traditionell hohen Qualitätsansprüche deutscher Verbraucher erfordern eine differenzierte Herangehensweise.

469,8 Mrd. $
Globale digitale Werbeausgaben 2024
37% → 90%
GenAI-Adoption im Marketing (2023-2024)
45%
nutzen Visual GenAI für Social Media & Web

Regulatorische Anforderungen

EU AI Act Compliance für Werbung

  • Artikel 50: Offenlegungspflicht für KI-generierte Bild-, Audio- und Videoinhalte
  • DSGVO-Konformität: Datenschutz bei KI-Training und Personalisierung beachten
  • Verbraucherrecht: Transparenz über KI-Einsatz in der Werbung sicherstellen
  • Dokumentation: Nachvollziehbarkeit der KI-Nutzung gewährleisten

Chancen für deutsche Unternehmen

Effizienzsteigerung

Besonders KMU können durch Visual GenAI professionelle Werbematerialien erstellen, ohne teure Agenturen zu beauftragen. Die Studie zeigt: KI-generierte Anzeigen sind nicht nur günstiger, sondern auch effektiver.

Skalierbarkeit

A/B-Testing mit zahlreichen Varianten wird praktikabel. Deutsche Unternehmen können mehr Anzeigenvarianten testen und datenbasiert optimieren.

Qualitätsführerschaft

Die Kombination aus KI-Kreation und menschlicher Feinabstimmung entspricht dem deutschen Qualitätsanspruch. GenAI für Ideation, Experten für Finalisierung.

Compliance-Vorteil

Frühzeitige Entwicklung von Disclosure-Strategien kann zum Wettbewerbsvorteil werden, wenn Konkurrenten später nachziehen müssen.

"Für deutsche Unternehmen bedeutet dies: Visual GenAI strategisch in der frühen Kreativphase einsetzen, menschliche Expertise für Compliance und Feinschliff nutzen."

Herausforderungen für den deutschen Markt

Die Disclosure-Problematik trifft deutsche Unternehmen besonders hart, da der EU AI Act strenge Transparenzanforderungen stellt. Gleichzeitig sind deutsche Verbraucher traditionell skeptischer gegenüber KI-generierten Inhalten.

Erfolgsfaktoren für deutsche Unternehmen

  • Hybride Workflows: KI für Kreation, Menschen für Modifikation und Compliance
  • Transparente Kommunikation: Proaktive Disclosure-Strategien entwickeln
  • Qualitätskontrolle: Menschliche Überprüfung aller KI-generierten Inhalte
  • Datenschutz: DSGVO-konforme KI-Tools und Prozesse etablieren

Die Studie zeigt klar: Der Schlüssel liegt nicht darin, KI zu vermeiden, sondern sie strategisch richtig einzusetzen. Deutsche Unternehmen, die jetzt die richtigen Prozesse etablieren, werden langfristig profitieren.

Praktische Umsetzung: So setzt du Visual GenAI optimal ein

Basierend auf den Studienergebnissen lassen sich klare Handlungsempfehlungen ableiten. Der Schlüssel liegt in der richtigen Arbeitsteilung zwischen KI und menschlicher Expertise.

Phase 1: Ideation mit GenAI

Nutze Visual GenAI in der frühen Kreativphase, um schnell viele Anzeigenkonzepte zu generieren. Lass die KI vollständig neue Designs erstellen, statt bestehende zu modifizieren. Teste verschiedene Prompts und Stile, um die Bandbreite der Möglichkeiten zu erkunden.

Phase 2: Selektion und Optimierung

Lass Marketing-Experten die besten KI-generierten Konzepte auswählen. Führe A/B-Tests durch, um die effektivsten Varianten zu identifizieren. Die Studie zeigt: Auch KI-generierte Anzeigen profitieren von professioneller Vorauswahl.

Phase 3: Menschliche Finalisierung

Überlasse die finale Anpassung menschlichen Experten. Logo-Platzierung, Marken-Konsistenz und letzte Feinabstimmungen erfordern das kontextuelle Verständnis und ästhetische Urteilsvermögen, das Menschen besser beherrschen.

Best Practices aus der Studie

  • Vollständige Neuerstellung bevorzugen: Lass GenAI ganze Anzeigen erstellen, nicht nur Teile modifizieren
  • Produktverpackung einbeziehen: KI-generierte Verpackungsdesigns verstärken den positiven Effekt zusätzlich
  • Mehrere Tools testen: Stable Diffusion, Midjourney und DALL-E liefern unterschiedliche Ergebnisse
  • Disclosure strategisch planen: Entwickle Kommunikationsstrategien, die Transparenz und Effektivität balancieren

Text-KI vs. Visual-KI: Unterschiedliche Stärken

Ein faszinierendes Ergebnis der Studie: Visual GenAI verhält sich fundamental anders als Text-KI (LLMs). Während LLMs bei der Bearbeitung bestehender Texte besser abschneiden, ist es bei visueller KI genau umgekehrt.

Text-KI (LLMs)

Besser bei Bearbeitung und Verfeinerung bestehender Texte. Grammatikalische und semantische Regeln strukturieren die Ausgabe. Chain-of-Thought-Prompting verbessert Ergebnisse.

Visual GenAI

Besser bei vollständiger Neuerstellung. Keine starren Regeln, sondern freie Kombination visueller Dimensionen. Höhere kreative Freiheit führt zu besseren Ergebnissen.

Implikation für Werbetexte

Nutze LLMs als "Sounding Board" für Feedback und Verfeinerung deiner Texte. Lass sie bestehende Kopien optimieren statt komplett neue zu schreiben.

Implikation für Visuals

Nutze Visual GenAI für die Erstellung komplett neuer Anzeigenbilder. Vermeide es, bestehende Designs nur zu modifizieren.

"While textual genAI benefits from inherent linguistic constraints, visual genAI must learn implicit associations between form, context, and meaning, introducing both creative flexibility and potential reliability challenges."

Einschränkungen und Ausblick

Wie jede wissenschaftliche Studie hat auch diese ihre Grenzen. Für die praktische Anwendung ist es wichtig, diese zu kennen und die Ergebnisse entsprechend einzuordnen.

Branchenfokus

Die Studie konzentriert sich auf Beauty-Produkte. Ergebnisse könnten in anderen Branchen wie Mode, Elektronik oder Dienstleistungen variieren. Weitere Forschung ist nötig.

Technologische Entwicklung

GenAI entwickelt sich rasant weiter. Die Ergebnisse spiegeln den Stand von 2024/2025 wider. Zukünftige Modelle könnten auch bei Modifikationen besser abschneiden.

Kulturelle Unterschiede

Die Studie wurde primär in den USA durchgeführt. Deutsche und europäische Verbraucher könnten anders auf KI-generierte Werbung reagieren.

Langzeiteffekte

Die Studie misst kurzfristige Effekte (CTR, Kaufabsicht). Langfristige Auswirkungen auf Markenwahrnehmung und Kundenbindung wurden nicht untersucht.

Fazit: Visual GenAI richtig einsetzen

Die Studie liefert klare Evidenz: Visual GenAI kann die Werbeeffektivität signifikant steigern, aber nur wenn du sie richtig einsetzt. Der Schlüssel liegt in der vollständigen Neuerstellung, nicht in der Modifikation bestehender Anzeigen.

Die wichtigsten Takeaways

  • Neuerstellung statt Modifikation: KI-generierte Anzeigen übertreffen menschliche um 19% CTR, KI-modifizierte bringen keine Verbesserung
  • Disclosure-Dilemma beachten: AI-Offenlegung reduziert Effektivität um 31,5%, aber EU AI Act fordert Transparenz
  • Hybride Workflows etablieren: GenAI für Ideation, Menschen für Finalisierung und Compliance
  • Mechanismen verstehen: Emotionale Bindung, visuelle Flüssigkeit und ökologische Validität treiben den Erfolg

Für deutsche Unternehmen bedeutet dies: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Visual GenAI strategisch in deine Marketing-Prozesse zu integrieren. Die Technologie ist reif, die Vorteile sind messbar, und wer früh die richtigen Workflows etabliert, wird langfristig profitieren. Gleichzeitig erfordert der regulatorische Rahmen des EU AI Acts eine durchdachte Disclosure-Strategie, die Transparenz und Effektivität balanciert.

Weiterführende Informationen

Häufig gestellte Fragen

Wie viel effektiver sind KI-generierte Werbeanzeigen im Vergleich zu menschlich erstellten? +
Laut der Studie von Lee et al. (2025) erzielen vollständig KI-generierte Werbeanzeigen eine um 19% höhere Click-Through-Rate als von Menschen erstellte Anzeigen. Dies entspricht einer Steigerung von 3,73% auf 4,44% CTR in der Feldstudie mit Google Ads. Wichtig ist dabei, dass die KI die Anzeigen vollständig neu erstellt und nicht nur bestehende modifiziert.
Warum funktioniert KI-Modifikation bestehender Anzeigen nicht so gut wie Neuerstellung? +
Die Studie zeigt, dass KI-modifizierte Anzeigen keine signifikante Verbesserung gegenüber menschlich erstellten Anzeigen bringen. Der Grund liegt in den Output-Constraints: Bei Modifikationen muss die KI innerhalb vorgegebener visueller Grenzen arbeiten, was ihre kreative Kapazität einschränkt. Zudem verlieren modifizierte Anzeigen an ökologischer Validität, wirken also weniger authentisch und kohärent.
Welchen Einfluss hat die Offenlegung von KI-Nutzung auf die Werbeeffektivität? +
Die Offenlegung, dass eine Anzeige KI-generiert wurde, reduziert die Werbeeffektivität erheblich. Die Feldstudie zeigt einen Rückgang der Click-Through-Rate um 31,5% (von 3,73% auf 2,56%). Dies ist besonders relevant angesichts des EU AI Acts, der Transparenzpflichten für KI-generierte Inhalte vorschreibt. Unternehmen müssen daher Strategien entwickeln, die Compliance und Effektivität balancieren.
In welcher Phase des Werbeprozesses sollte Visual GenAI eingesetzt werden? +
Visual GenAI sollte primär in der frühen Kreativphase eingesetzt werden, um neue Anzeigenkonzepte und Mock-ups zu generieren. Für spätere Modifikationen und Feinabstimmungen sind menschliche Experten besser geeignet. Diese Arbeitsteilung maximiert die Stärken beider Ansätze: KI für schnelle, kreative Ideation und Menschen für kontextuelle Anpassung und Qualitätskontrolle.
Welche Mechanismen erklären die höhere Effektivität von KI-generierten Anzeigen? +
Drei Hauptmechanismen erklären die Überlegenheit: 1) Stärkere emotionale Bindung durch kohärente visuelle Kompositionen, 2) Höhere visuelle Verarbeitungsflüssigkeit durch ausgewogene Produkt-Hintergrund-Verhältnisse, und 3) Bessere ästhetische Qualität. KI-generierte Anzeigen erreichen höhere Werte bei Farbkontrast und visueller Balance, was die kognitive Verarbeitung erleichtert.