Digitale Zwillinge ebnen den Weg zur Klimaneutralität

Wie deutsche Stadtwerke mit virtuellen Abbildern die Energiewende beschleunigen

Über 900 deutsche Stadtwerke transformieren deine jahrzehntealte Infrastruktur mit digitalen Zwillingen. Pioniere wie die Stadtwerke Flensburg zeigen: 15% Energieeinsparung und Klimaneutralität bis 2035 sind möglich – ein ganzes Jahrzehnt vor der nationalen Zielmarke.

Was sind digitale Zwillinge für Stadtwerke?

Ein digitaler Zwilling ist ein dynamisches, virtuelles Abbild eines physischen Energiesystems, das reale Abläufe simulieren, vorhersagen und optimieren kann. Für deutsche Stadtwerke, die meist mehrere Netze betreiben – Strom, Fernwärme, Wasser, teils auch Gas – bietet der digitale Zwilling erstmals vollständige Transparenz über jahrzehntealte Strukturen.

Die Transformation ist überfällig: Viele Versorger arbeiten mit Netzen, die schrittweise über ein Jahrhundert entstanden sind – ohne aktuelle Sicht auf den Zustand. Digitale Zwillinge machen sichtbar, was vorher unsichtbar war, und ermöglichen eine präzise Optimierung für die Klimaziele.

Besonders großes Potenzial: Fernwärmenetze

Mit über 3.700 Netzen dominieren die Stadtwerke die Fernwärmeversorgung und beliefern rund 14% der deutschen Haushalte. Zwar gilt Fernwärme als effizient, doch oft entstehen erhebliche Wärmeverluste bei der Verteilung – hier setzen digitale Zwillinge an.

900+
Deutsche Stadtwerke
3.700
Fernwärmenetze deutschlandweit
14%
Der deutschen Haushalte nutzen Fernwärme
15%
Energieeinsparung durch digitale Zwillinge

Erfolgsgeschichten: Stadtwerke als digitale Vorreiter

Die Stadtwerke Flensburg zeigen exemplarisch, was möglich ist. Gemeinsam mit dem niederländischen Unternehmen Gradyent entwickelten du einen digitalen Zwilling deines rund 700 Kilometer langen Fernwärmenetzes.

Stadtwerke Flensburg: 90% weniger Hochtemperatur-Wärme

Der digitale Zwilling kombiniert physikalische Modellierung mit KI, um das gesamte System samt Temperaturverläufen, Druckpunkten und Verbrauchsmustern zu simulieren. Ergebnis: Der Anteil der Wärme über 95°C konnte von 10% auf 1% gesenkt werden – ein Riesenvorteil für Wärmepumpen und die Effizienz des gesamten Netzes.

München: Digitale Optimierung für 800.000 Menschen

Die Stadtwerke München setzen digitale Zwillinge in deinem Fernwärmenetz ein, das über 800.000 Menschen versorgt. Durch präzise Simulation werden Vorlauftemperaturen dynamisch angepasst und die Integration erneuerbarer Energien optimiert.

Leipzig: Smart Grid für die Energiewende

Stadtwerke Leipzig nutzen digitale Zwillinge zur Integration erneuerbarer Energien ins Stromnetz. Mit über 2,2 Millionen dezentralen Erzeugungsanlagen deutschlandweit sind intelligente Lösungen für Netzbetreiber überlebenswichtig.

„Wir waren über 18 Monate auf der Suche nach einem geeigneten Partner für einen digitalen Zwilling. Die Lösung war für uns technologisch und fachlich in der Fernwärme die beste Wahl." - Thomas Räther, Netzbereichsleiter Stadtwerke Flensburg

Drei Anwendungsfelder verändern die Stadtwerke-Landschaft

Digitale Zwillinge entfalten in verschiedenen Bereichen deine transformative Wirkung:

Fernwärme-Optimierung

Rund 3.700 deutsche Fernwärmenetze verbrauchen laut UBA jährlich ca. 608 PJ Primärenergie. Digitale Zwillinge können den Primärenergiebedarf um bis zu 15% senken durch dynamische Temperatursteuerung basierend auf Wetterdaten und Verbrauchsmustern.

Smart Grid Integration

Mit über 2,2 Millionen dezentralen Erzeugungsanlagen stehen Verteilnetzbetreiber vor enormen Herausforderungen. Plattformen wie Envelio ermöglichen neue Netzplanung mit Millionen dezentraler Einspeiser.

IoT-Plattformen

Fortschrittliche Stadtwerke setzen auf IoT-Plattformen, die Daten aus allen Sparten bündeln. Predictive Maintenance kann Ausfallzeiten um 50% und Kosten um 10-40% senken.

Strategische Integration in den Klimawandel

Digitale Zwillinge stehen nicht für sich allein – sie sind Teil umfassender Transformationsstrategien. Laut Digitalisierungsbericht 2023 der dena erzielen Stadtwerke mit digitaler Gesamtstrategie 23% höhere Klimainvestitionsrendite als rein infrastrukturelle Ansätze.

Investitionen und wirtschaftliche Auswirkungen

Der Transformationsdruck ist gewaltig: Die Bundesnetzagentur schätzt den Investitionsbedarf für Stromverteilnetze bis 2050 auf rund 110 Milliarden Euro . Digitale Zwillinge helfen, diese Mittel gezielt einzusetzen.

260.000
Beschäftigte bei deutschen Stadtwerken
112 Mrd. €
Jahresumsatz der Stadtwerke
110 Mrd. €
Investitionsbedarf Stromnetze bis 2050
72%
Der Stadtwerke haben eigene Klimaziele

Paradigmenwechsel im Sektor: Mit über 260.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 112 Milliarden Euro entwickelt sich der gesamte Sektor vom klassischen Versorger zum technologiegetriebenen Unternehmen.

Erfolgreicher Implementierungsfahrplan

Erfolgreiche Stadtwerke folgen meist einem strukturierten Ansatz in vier Phasen:

Datenbasis schaffen

Installation von Sensorik, Aufbau eines Datennetzes und Entwicklung erster digitaler Modelle. Grundlage für alle weiteren Optimierungsmaßnahmen.

Fossile Phase beenden

Gezielter Rückbau von Kohle- und Ölanlagen basierend auf präzisen Datenanalysen. Digitale Zwillinge helfen bei der optimalen Timing-Planung.

Elektrifizierung beschleunigen

Integration von Wärmepumpen, E-Mobilität und flexiblen Lasten. Digitale Zwillinge simulieren verschiedene Szenarien für optimale Netzauslastung.

Sektorkopplung ermöglichen

Intelligente Verknüpfung von Strom, Wärme, Verkehr und Wasser. Ganzheitliche Optimierung aller Energieträger für maximale Effizienz.

„Dekarbonisierte, dezentrale Energiesysteme sind ohne digitale Hilfsmittel nicht mehr beherrschbar. Unsere Investitionen in Digitalisierung heute entscheiden über Effizienz und Wirtschaftlichkeit von morgen." - Karsten Müller Janßen, Technik-Geschäftsführer Stadtwerke Flensburg

Ausblick: Digitale Zwillinge als Steuerzentrale der Energiewende

Bis 2030 werden laut Bain & Company über 65% der Stadtwerke digitale Zwillinge strategisch in der Investitionsplanung nutzen. Fünf Entwicklungen zeichnen sich ab:

Globales Vorbild: Die deutschen Stadtwerke gelten international als Reallabor für digitale Transformation. Mit rund 1.800 kommunalen Versorgern in Europa und Tausenden weltweit liefern die Erfahrungen aus Deutschland praxistaugliche Blaupausen für die globale Energiewende.

Digitale Transformation für Stadtwerke starten

Häufig gestellte Fragen zu digitalen Zwillingen für Stadtwerke

Wie können kleinere Stadtwerke digitale Zwillinge umsetzen? +
Kleinere Stadtwerke können mit modularen Lösungen starten: zunächst für das kritischste Netz (meist Fernwärme oder Strom), dann schrittweise erweitern. Partnerschaften mit Technologieanbietern wie Gradyent, Envelio oder Digimondo ermöglichen auch für kleinere Versorger den Einstieg ohne massive Eigeninvestitionen in IT-Infrastruktur.
Welche Daten benötigt ein digitaler Zwilling für Fernwärmenetze? +
Zentral sind Temperatur- und Druckverläufe an verschiedenen Netzpunkten, Verbrauchsdaten der Kunden, Wetterdaten und technische Parameter der Anlagen. Moderne IoT-Sensoren erfassen diese Daten kontinuierlich. Historische Daten helfen beim Training der KI-Modelle für präzise Vorhersagen.
Wie hoch sind die Investitionskosten für digitale Zwillinge? +
Die Kosten variieren je nach Netzgröße und Komplexität. Für ein mittelgroßes Fernwärmenetz (100-500 km) liegen die Investitionen bei 200.000-800.000 Euro. Diese amortisieren sich meist binnen 3-5 Jahren durch Energieeinsparungen von 10-15% und reduzierte Wartungskosten.
Welche Kompetenzen benötigen Stadtwerke-Mitarbeiter? +
Erfolgreiche Implementierung erfordert eine Mischung aus traditioneller Energietechnik und digitalen Kompetenzen: Datenanalyse, IoT-Verständnis und Simulation. Viele Stadtwerke schulen bestehende Techniker weiter und rekrutieren gezielt Datenspezialisten. Partnerschaften mit Hochschulen helfen beim Kompetenzaufbau.
Wie sicher sind digitale Zwillinge vor Cyberangriffen? +
Cybersicherheit ist kritisch für digitale Zwillinge. Das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 verlangt umfassenden Schutz. Erfolgreiche Stadtwerke setzen auf Multi-Level-Security: verschlüsselte Datenübertragung, isolierte Netzwerke, regelmäßige Penetrationstests und geschulte Mitarbeiter. Viele arbeiten mit spezialisierten IT-Security-Partnern zusammen.